Eine vergleichsweise effektive und preiswerte Technologie zur Herstellung von Smart Textiles soll sächsisch-bayerischen Textilunternehmen mit Blick auf den Pflege- und Betreuungsmarkt den Umsatz von morgen sichern: das Einstricken elektronischer Funktionen beispielsweise in Pullovern.
So gefertigte Bekleidungsstücke wie eine prototypische Senioren-Weste als ein Ergebnis des Netzwerks MoniCareTex versprechen mit Blick auf Patienten und Senioren, die auf „wackligen“ Beinen stehen“, einen Mehrwert in einer bisher offenen Marktlücke. Stolpert deren Träger, erkennen die eingestickten Sensoren das womöglich folgenschwere Fallereignis. Das System „Dynamische Pflegedienstleistung“ besteht aus Sender/Empfänger, Server und Alarmgebung. Es informiert bei starker Abweichung des durch Textilsensoren detektierten Haut-Mikroklimas Angehörige oder den Rettungsdienst.
Körpernaher Mikroklima-Index als Zielgröße
Projektleiter Dr. Lajos Szabó vom Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung entwickelte dafür einen Polymer-Sensor, der aus der Weste heraus den körpernahen Mikroklima-Index misst. Differieren infolge eines Sturzes mit kritischem Zustand Wärme und Feuchtigkeit auf der Hautoberfläche in stärkerem Maße, lösen solche Patientendaten den Alarm zu vorher festgelegten Rufnummern aus. Zunächst wird automatisch via Handy nachgefragt, ob der Betreffende Hilfe benötigt. Wird das bejaht bzw. kommt keine Antwort, wird die weitere Informationskette in Gang gesetzt.
Statistischen Angaben zufolge stürzen jedes Jahr allein in Deutschland 4 bis 5 Mio. Senioren mindestens einmal. Weil viele von ihnen allein leben (30 % der über 60- und 40 % der über 80-Jährigen) fülle so ein Informationssystem jenseits eines Medizinprodukts eine Marktlücke, ist sich Dr. Szabó sicher. Für Personen mit niedriger Sturzwahrscheinlichkeit gebe es kaum etwas am Markt.
Von Pflegebadewanne bis Klimabox
Die bei Ernst Faber in Oberfranken hergestellte Alarmweste gehört zu einer Palette von Entwicklungen des Netzwerks MoniCareTex, das auf die Gesundheitsvorsorge im Alter zielt. „Mit unseren Innovationen, die den familiengeführten Textilunternehmen den Umsatz zu Ende des Jahrzehnts sichern helfen sollen, wollen wir Pflegeeinrichtungen und Familien Hilfestellung in der täglichen Pflege von hilfsbedürftigen Menschen geben“, sagt Netzwerk-Managerin Steffi Volland. Sie hat seit 2012 bereits acht textile Netzwerke an den Start gebracht, in denen unterstützt durch Mittel des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) Traditionsbetriebe aus der Textilbranche und Partner aus anderen Industriezweigen mit wissenschaftlicher Begleitung über die Textilforschung hinaus neue Produktanregungen geben.
- Pflegebadewanne: Auf dieser Basis wird beispielsweise ein mobiles autarkes Badesystem zur häuslichen Körperpflege entwickelt. Das tragbare Koffersystem soll das Duschen und Baden von Pflegebedürftigen auch unter ungünstigen räumlichen Bedingungen ermöglichen.
- Textilbasierte Protektoren mit „Intelligenz“: Kern der Innovation sind dilatante Fluide in Garnen und textilen Flächen, die sich beispielsweise nur bei Stürzen verfestigen und so in Protektoren als Schock-Absorber wirken.
Klimabox: Das transportable Raummodul für den Außenbereich soll als Wetterschutz von Personen vornehmlich mit Umweltenergie teilklimatisiert werden. Mögliche Einsatzbeispiele für die Outdoor-Klimabox sind Wander- und Schutzhütten, Wetterschutzräume in Parks und auf Spielplätzen sowie Unterstände für Servicekräfte und Ordner bei Open-Air-Veranstaltungen.
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